Die Vielfalt zelebrieren
Wer sich heutzutage über Yoga informieren möchte, sieht vermutlich schnell vor lauter Bäumen den Himmel nicht mehr. Das ist einerseits schade, weil man im Dickicht der tausend Namen den Durchblick verlieren kann. Andererseits ist gerade die Vielfalt der Yoga-Arten eine Besonderheit des modernen Yoga im 21. Jahrhundert. Eine wichtige Grundlage für das moderne Yoga heute ist, dass jeder Mensch einzigartig ist: Jeder Einzelne und jede Einzelne hat eine eigene Geschichte, besondere Fähigkeiten und Vorlieben, sowie auch persönliche Herausforderungen. All diese Aspekte fließen mit ein, wenn wir uns bei dem einen oder anderen Yogastil wohler fühlen – wir wählen das, was uns in einem bestimmten Moment in unserem Leben fördert.
Ein Hatha-Yoga-Stil: herzorientiert, dynamisch und präzise
Um Orientierung zu geben, kann Anusara Yoga zunächst als moderner und dynamischer Hatha-Yogastil beschrieben werden. Anusara ist recht jung im Vergleich zu der Tradition des Hatha Yoga – im Vergleich zu den vielen neuen Yogastilen der letzten Jahre allerdings schon wieder fast klassisch. Es wurde in den 90er Jahren von John Friend in Amerika gegründet und in den 2000er Jahren in Deutschland verbreitet. So ist Anusara immer weiter gewachsen.
Anusara bedeutet „im Fluss sein“
Um eine Klarheit zu schaffen, was Anusara Yoga ausmacht, was diesen Stil mit anderen verbindet, aber auch unterscheidet, ist es hilfreich zunächst den Namen kennenzulernen: Anusara bedeutet „im Fluss sein“. Es beschreibt den Zustand, den wir erreichen können, wenn wir wirklich mit etwas verbunden sind und uns davon leiten lassen. So wird Anusara häufig auch übersetzt mit „dem Herzen folgen“.
Das Ziel: ein offenes und weites Herz entwickeln
Deshalb kommt dem Herzen im Anusara Yoga ein hoher Stellenwert zu: Es ist das symbolische Zentrum jedes Menschen. Ein weites und offenes Herz zu entwickeln, ist eines der wichtigsten Ziele. Es betrifft sowohl den Umgang mit sich selbst, als auch den Umgang mit anderen. In Anusara-Yogastunden möchte der Lehrer oder die Lehrerin genau diesen Aspekt fördern: Indem persönliche und philosophische Themen jede Yogastunde einleiten und in der gesamten Stunde präsent bleiben, hat jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin die Möglichkeit der eigenen körperlichen Praxis eine tiefere Bedeutung zu geben.
Universelle Ausrichtungsprinzipien
Neben dem Herzen wird auch der Verstand angesprochen. Für alle Liebhaber von klaren Systemen: Im Anusara Yoga gibt es 5 universelle Ausrichtungsprinzipien. Diese Prinzipien beruhen auf dem Wissen um die biomechanischen Bewegungsmuster des Körpers. Sie helfen den Körper in jeder Haltung den eigenen Möglichkeiten entsprechend optimal auszurichten – und zwar so, dass Energie fließen kann. Diese Ausrichtungsprinzipien muss natürlich kein Teilnehmer auswendig lernen. Vielmehr werden sie vom Lehrer oder von der Lehrerin ganz natürlich im Fluss des Praktizierens angewandt. Es zeigt sich in den präzisen Ansagen und der Liebe fürs Detail, die dem Körper so wohl tun. Neben den 5 universellen Ausrichtungsprinzipien gibt es im Anusara Yoga noch die 7 Paare der Loops. Die Loops unterstützen den Körper in seiner Aufrichtung und schenken der Yogapraxis Leichtigkeit.
Die Philosophie der Freude, Lebendigkeit und Veränderung
Wenn so also Herz und Verstand beim Yoga Üben dabei sind, dann kann etwas entstehen, das über die gewöhnliche Bewegung des Körpers hinaus geht. Es kann ein lebendiger und energiegeladener Körper entstehen, der angebunden und im Fluss mit einer größeren Energie ist. Anusara Yoga basiert auf der tantrischen Philosophie. Diese philosophische Strömung Indiens zeichnet sich durch eine lebensbejahende Grundhaltung aus. Nicht in der Abgeschiedenheit und Abtrennung von der Welt findet der Mensch zu sich selbst, sondern die wahre Herausforderung ist es, mitten in der Welt bei sich zu sein.
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